Taten

 

Derzeit gibt es in Korntal eine Diskussion über die damaligen Erziehungsmethoden. Damit wird versucht, die schlimmen Misshandlungen als Teil der früher üblichen Erziehung zu relativieren. Hier werden nur "Erziehungsmethoden" in den Korntaler Heimen vorgestellt, für deren Ausübung man auch seinerzeit rechtlich belangt worden wäre.

Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, . . . so sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt . . . (aus 5. Mose 21)

  


0. Die theologische Rechtfertigung

Pfarrer Fritz Grünzweig erklärte es den Heimkindern so:
"Es ist Gottes Strafe, dass Ihr im Heim seid"

Die Täter gingen also nicht etwa ihren Trieben nach, sie handelten vielmehr im Auftrag Gottes. Wer ist oder war dieser strafende Gott? In einer Veröffentlichung der Brüdergemeinde (im Jahre 2019) heißt es über Pfarrer Grünzweig:
"(er) war uns  . . . nicht nur Mensch, war Gott und Gottes Sohn . . . 

Diese Veröffentlichung aus dem Jahr 2019 ist somit ein wichtiger Nachtrag zum Aufklärungsbericht von 2018. Keine Distanzierung der Brüdergemeinde von dieser Theologie, sondern ein Bekenntnis zu diesem Gott. Nicht gütig und mit Rauschebart, sondern energisch und glattrasiert, nachzulesen hier! auf Seite 40/41.


 


1. Steh-Karzer

Zwischen zwei Gruppenwohnungen gab es Doppeltüren. Zwischen diesen beiden Türen war gerade so viel Raum, dass ein dort eingeschlossenes Kind sich weder umdrehen noch hinlegen konnte. Die Kinder wurden dort nachts für viele Stunden in völliger Dunkelheit zwischen beiden Türen eingeklemmt.

Diese Methode dient auch zur Erzeugung von Klaustrophobie und Panikattacken bei zuvor noch gesunden Kindern. Die Kinder sollten ja nicht nur in diesem Moment bestraft werden, sondern nachhaltig und für ihr ganzes Leben.



2. Kauer-Karzer

Im Kartoffelkeller stand ein geflochtener viereckiger Korb, der als Karzer diente. In diesem Behältnis konnte man nur mit angezogenen Gleidmaßen kauern. Diese Folter wurde auch über viele Stunden angewendet. Der Deckel wurde so verschlossen, dass er von innen nicht zu öffnen war. Da die Kinder meistens die Nacht in diesem Korb verbringen mussten, hatten sie nur den Schlafanzug an und waren barfuß, im Keller war es eiskalt. Am Ende der Strafmaßnahme wurde der Korb grundsätzlich und plötzlich umgestoßen, das Kind wurde an den Ohren herausgezogen und nochmals verprügelt.



3. Geräte-Karzer

Das unartige Kind wurde in einen Bettbezug gesteckt, in diesem Bettbezug auf dem Boden über den Hof geschleift und in die große Industrie-Waschmaschine geworfen.



4. Ratten-Karzer

Das Kind wurde in den Most- und Kartoffelkeller gesperrt. Dort hatte es Ratten. Wenn das Kind Durst hatte, blieb nur das Mostfass. Frühe Bekanntschaft mit Alkohol und der erste Rausch waren die Folge.



5. Ohren einreißen

Es wurde so lange und heftig an den Ohren gezogen, bis diese einrissen.



6. Schlagen I
auf den Mund mit dem Vorleglöffel

Wenn ein Kind nicht essen wollte



7. Schwerere Verletzungen

Ein Kind wurde so heftig gegen ein Möbel gestoßen, dass das Ärmchen brach. Nach der notwendigen ärztlichen Behandlung gab es dann Schläge auf den noch warmen Gips.

Ein Kind wurde von der Erzieherin beim Schlagen mit dem Kopf so gegen einen Heizkörper gestoßen, dass sich ein Augapfel verschoben hat. Die Folgen sind bis heute, vierzig Jahre später, noch zu spüren und beeinträchtigen das Sehvermögen.



8. Privatsphäre

Die Kinder durften keine Privatsphäre haben. Die Tür zum WC musste immer offen bleiben, ebenso die Tür zum Bad. So sind die Bilder entstanden, die uns vorliegen, man konnte die Kinder auch in intimen Situationen photographieren.



9. Elektro-Schocks

Kinder, die einnässten, wurden mit Elektro-Schocks an den Genitalien bestraft.



10. Schlagen II
An-die-Wand-Klatschen

Kinder wurden zur Strafe in einen Sack gesteckt, der Sack mit dem Kind darin dann gegen die Wand geschlagen.



11. Externer Sexueller Missbrauch

Kinder aus dem Heim wurden unter einem Vorwand zum Privathaus eines Mitarbeiters in Korntal geschickt. Dort wurden sie Männern zugeführt und mit Süßigkeiten und Taschengeld belohnt. Wenn die Kinder "aussteigen" wollten, gab es Schläge. (Betraf vorwiegend Mädchen)

. . . aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für Euch leben. (4. Mose 31)






12. Zwangsprostitution und Menschenhandel

Heimfremde Personen konnten das Kinderheim aufsuchen und dort eine Art "Patenschaft" anbieten. Gegen eine Spende konnten sie dann Kinder über das Wochenende mit nach Hause nehmen und sexuell missbrauchen. Den Paten ist nie etwas geschehen.

Siehe, ich habe zwei Töchter, die wissen noch nichts von keinem Manne; die will ich herausgeben unter euch, und tut mit ihnen, was euch gefällt; aber diesen Männern tut nichts, denn darum sind sie unter den Schatten meines Dachs gekommen.(1. Mose 19,8)
 



13. Schlagen III
Verprügeln mit einem Schlauch

Zum Schlagen der Kinder wurde ein Stück eines Gartenschlauches verwendet



14. Schlagen IV
auf die Geschlechtsteile

wenn ein Kind eingenässt hatte



15. Rituale 1

Organisierter Gruppen-Missbrauch


 



16. Rituale 2

Sexuelle Aufklärung Pubertierender am lebenden Objekt (einem Mitglied der Gruppe, nachgewiesen bei Täterin 8)
Eine genauere Schilderung muss an dieser Stelle unterbleiben.


 



17. Reißnägel

Täterin 8 packte bettnässenden Kindern Reißnägel in die Windeln.


 



18. Prügeln mit einem präparierten Kleiderbügel

s. Täterinnen 25 und 26



19. Medikamente

Im Dezember 2016 gab es Pressemeldungen über angebliche Medikamentenvergabe an Kinder, die in den 60er/70er-Jahren im Korntaler Kinderheim waren. Dabei sollen Medikamente gegen Epilepsie zur Anwendung gekommen sein, obwohl die kleinen Patienten diese Diagnose nicht hatten. Betroffene klagen über Folgen wie Drogenabhängigkeit in Folge dieser Medikamentengaben. Diese schwerwiegenden Vorwürfe müssen aber noch sorgfältig geprüft und verifiziert werden, Beweise gibt es bis jetzt nicht.




20. Zwang zur Selbstverletzung


Verschiedene Täter sperrten Kinder bevozugt in den Heizungskeller (damals wohl zugleich Kohlenkeller). Um weiteren Misshandlungen oder Vergewaltigungen zu entkommen, fügten sich Kinder Verletzungen zu:
(Zitat) . . . "brannte ich mir ein glühendes Ofeneisen auf den Fuß, ich wurde verbunden und entkam so der Willkür des Erziehers." (Zitat-Ende) 

(Die Namen von Kind und Erzieher sind bekannt.)




Die zentrale Frage: Wieso konnte ein christlich geprägtes Umfeld diese Taten micht verhindern? Kann oder will diese Religion dies überhaupt?
Für die meisten Taten lassen sich biblische Begründungen finden. Es stellt sich zudem die Frage, inwieweit diese "Anweisungen" heute noch eine Rolle spielen in den Heimen. Es gibt nach wie vor Menschen, die die Bibel wörtlich nehmen.

Ist Religion unvermeidlich? (Sendung des DLF zum Nachhören)